Mühldorfer Anzeiger vom 02.11.2011 Viel Applaus für „die Erbschleicherin“
Köstlich amüsierte sich das Publikum bei der tollen Premierenvorstellung der Volksbühne Mettenheim im gut besuchten Kulturhof. Das Ergebnis der dreimonatigen Probenzeit mit Hans Herberts Komödie „Die Erbschleicherin“, eine originelle bayerische Version von Moliere’s „Der eingebildete Kranke“, konnte sich wirklich sehen lassen.
Mettenheim – Schnell sprang der berühmte Funke auf die Zuschauer über, welche die gelungene Inszenierung des Dreiakters, vor allem aber auch die unverfälschte Spielfreude der sechs Darsteller sichtlich genossen. Dass jeder seinen Part überzeugend darstellt, ist eigentlich nicht verwunderlich, sind die Charaktere des Stücks den Schauspielern doch so gut wie auf den Leib geschneidert. Besonders hervorzuheben: Manfred Scharnagl, der in der Rolle des geizigen und launenhaften Hypochonders Franz Haslinger schier über sich selbst hinauswächst. Einmalig komisch und ganz in seinem Element ist er, wenn er als zauseliger Kranker, mit langer Unterhose und Bademantel bekleidet, jammert, knatscht, hustet und röchelt, so dass einem Angst und Bange wird. Die heimlich verliebte Tochter Cilli, besonders liebreizend, romantisch und schmachtend dargestellt von Andrea Mann, und Haushälterin Gerda, ihres Zeichens „Kapazität für intime Angelegenheiten“, herrlich „g’schnappig“, resolut und bodenständig verkörpert von Petra Stark, müssen schon einiges ertragen, wenn „Ihre Gebrechlichkeit“ sie mit seinen vermeintlichen Gebrechen piesackt. Die Situation wird nicht leichter, als Berta Gierig ins Spiel kommt, die mit selbst gemixten „Trankerln“ und „heilenden Händen“ nicht nur Haslinger an der Nase herumführt, sondern mit ihren Heirats- und Erbabsichten die ganze Familie durcheinander bringt. Bravourös, äußerst authentisch und wie ein Vollprofi setzt Sabine Maier die Hauptrolle dieser intriganten „Erbschleicherin“ um. Als sich die Verstrickungen um Geldgier und wahre bzw. falsche Liebe zuspitzen, indem Berta die ihr im Wege stehende Cilli um ihr Erbe zu bringen und ins Kloster abzuschieben versucht und Haslinger sie obendrein noch mit dem Tattergreis Kräuter-Blasi verheiraten will, reißt der tatkräftigen Gerda endgültig der Geduldsfaden. Sie sinnt auf eine List, um Haslinger endlich die Augen zu öffnen. Ob ihr das gelingt, wird noch nicht verraten, kann aber in einer der vier nächsten Vorstellungen herausgefunden werden. Auch mit der Besetzung der Nebenrollen bewies man ein glückliches Händchen: Hingebungsvoll und wunderbar natürlich setzen Martin Schwarze als Notargehilfe beziehungsweise „stürmischer Liebhaber“ Leopold Stiftl sowie Heinz Polta als besorgter Bruder Hans Haslinger ihre schauspielerischen Höhepunkte bei diesem turbulenten Komödienspaß. Eine großartige Teamleistung, bei der am Ende nicht nur die Darsteller des Ensembles minutenlangen Applaus und Bravorufe ernteten. Vereinsvorstand Gertraud Schwarze bedankte sich bei allen Mitstreitern, die im Hintergrund ebenfalls zum Gelingen des Stückes beigetragen haben, in erster Linie bei Kerstin Angerer für Regie, Kostüme und Maske, bei Vitus Mayer für den Bühnenbau, bei Martin und Karl Schwarze für die Technik, ebenso bei Margit Schrems für das Soufflieren.