„In Gott`s Nam“,
dieser Auspruch, den wir aus Bayern auch heute noch oft gebrauchen, war vor 200 Jahren ein überaus ernstgemeintes Stoßgebet zu unserem Herrgott. Insbesondere die „Schöffleut“ gingen nie auf eine Fahrt, ohne den Beistand Gottes mit diesen drei Worten zu erbitten. Unser Stück erzählt eine Geschichte, die sich damals so abgespielt haben könnte.
Das Jahr 1802, für Mühldorf ein schicksalträchtiges! Nach über 1000 Jahren Zugehörigkeit zum Erzbistum Salzburg kommt es sozusagen „zurück wo es herstammt“, nämlich zum Kurfürstentum und späteren Königreich Bayern. Nicht alle Einwohner Mühldorfs waren davon angetan. Ließ es sich doch „unterm Krummstab“ gut leben.
Unser Stück aber erzählt die Geschichte vom Sößstaller Josef Moser, der ganz andere Sorgen hatte. Er, der seit 43 Jahren auf dem Inn fährt und seine Fracht jedes Mal, auch unter Einsatz seines Lebens, ordnungsgemäß berförderte, gerät plötzlich in einen bösen Verdacht. Wohin verschwinden die Fässer mit Wein, die sein Schiffzug auf sonderbare Weise verliert? Wer steckt hintern den Anschuldigungen gegen den Moser? Glücklicherweise hat der Moser in einigen seiner Schiffskameraden und natürlich in seiner Tochter Anna etliche treu zu ihm stehende Menschen. Auch die Dienstmagd Barabara und nicht zuletzt der gutmütige Kapuzinerpater Vitus tragen dazu bei, dass sich letzten Endes alles zum Guten wendet und der Moservater seine Unschuld und seine Schifferehre wieder herstellen kann. So freut sich dann zum Schluß auch der Schiffermeister Riedl, einem seiner besten Männer beim nächsten Auswärts abermals auf dem Gransel stehen zu sehen, wenn er seinen Leuten zuruft:
„Auf geht`s, fahr ma, in Gott`s Nam!“
Fernsehbeitrag Mühldorf TV
Die Aufführungstermine waren:
Samstag, 03.11.2012 um 20 Uhr (Premiere)
Samstag, 10.11.2012 um 20 Uhr
Sonntag, 11.11.2012 um 20 Uhr
Samstag, 17.11.2012 um 20 Uhr
Sonntag, 18.11.2012 um 14 Uhr
Samstag, 24.11.2012 um 20 Uhr
Die Volksbühne im Fernsehen (Mühldorf TV)
http://mediathek.muehldorf-tv.de/files/fernsehen/fs2012/FSArch12/P1245/MT_ArchP45_6.html
„In Gott’s Nam“ – eine aufregende Reise durch Mühldorfs Vergangenheit
Volksbühne Mettenheim feiert eindrucksvolle Premiere. Von Martina Lamprecht
Mettenheim – „In Gott’s Nam“! Mit diesem Stoßgebet ging die Truppe der Volksbühne Mettenheim in ihre diesjährige Premierenvorstellung des gleichnamigen Bühnenstücks von Spielleiterin Kerstin Angerer, welches mitreißend und bis in kleinste Details hinein stimmig alle Erwartungen erfüllte.
Die Geschichte, die im Jahr 1802 im gerade wieder bayerisch gewordenen Mühldorf spielt und neben der rebellischen Aufbruchstimmung der Bevölkerung im Allgemeinen auch die Sorgen und Nöte der Einwohner im Besonderen eindrucksvoll schildert, ist eine Mischung aus historischem Gesellschaftsdrama und Geschichtskrimi. Sorgfältig recherchiert Angerer die von den wechselnden Herrschaftsverhältnissen geprägte Zeit, die die Lebensumstände der Menschen stark beeinflusste. Konkret konzentriert sie sich dabei auf das Leben der hoch geachteten Innschiffer, die im Gegensatz zu den einfachen Bauern und Dienstleuten den Hauptanteil am damaligen Handels- und Transportwesen innehatten und dabei ständig ihr Leben riskierten. Mit großem Ideenreichtum inszeniert Angerer Szenen, die inhaltlich und sprachlich authentisch wirken, durch darstellerische Aussagekraft faszinieren und trotzdem immer wieder für Heiterkeit sorgen. „In Gott’s Nam“ ist kein Bauerntheater, das sich vorwiegend derben Sprüchen und verfälschter bayerischer Folklore widmet, sondern vielmehr ein zeitgenössisches Historienspiel mit vielen humorvollen Elementen und geistreichem Dialogwitz. Wohl wissend, dass ihre Hauptpersonen, immerhin 15 an der Zahl, tolle Leistungen zeigen würden, setzt die Autorin auf den Wechsel von Mitgefühl, Spannung und Komik, geben doch sowohl die „Reichen“ als auch die „Ärmeren“ beiderseits oft Anlass zum Schmunzeln und Lachen. Da ist in erster Linie der pflichtbewusste Sößstaller Moser, Hauptfigur der Geschichte, in bester Bühnenpräsenz und ausdrucksstark verkörpert von Michael Mooshuber. Dieser gerät unerwartet in den Verdacht, etliche Fässer Wein aus seinem Schiffzug unterschlagen zu haben, will seine Unschuld beweisen und wird dann zu allem Übel auch noch von einem geheimnisvollen Unbekannten angeschossen. Daneben sehen wir eine herausragende Sabine Maier als Mosers Tochter Anna, die ihre Rolle nicht nur mimisch und gestisch beherrscht, sondern zugleich emotional anrührend zum Ausdruck bringt. Bis zum Schluss muss sie sich um ihren Vater sorgen und als „Granselwirtin“ allerlei Schwierigkeiten allein bewältigen. Außerdem die versierte Dienstmagd Barbara, herrlich resolut gespielt von Andrea Mann und Routinier Manfred Kobler als gutmütiger Kapuzinerpater Vitus. Beide stehen auf der richtigen Seite und tragen letzten Endes dazu bei, dass sich alles zum Guten wendet. Damit wäre der Basis eines vergnüglichen Schwanks eigentlich schon Genüge getan, wären da nicht noch einige heimliche Hauptdarsteller: Der Stoierer Girgl (Vitus Meyer) beispielsweise, Ruderer Maxl (Christian Gründl) und nicht zuletzt die beiden Schiffsbuben Ruppert und Jackerl (Daniel Hilden, Tobias Krenn), zwei absolute Sympathieträger mit viel Talent, agieren als treue Schiffskameraden Mosers einmalig, unglaublich natürlich und echt. Sie haben sich jeden Sonderapplaus redlich verdient, nicht nur wegen der gelungenen Raufszene zu Beginn des zweiten Aktes oder jener, in der Ruppert und Maxl theatralisch beschreiben, wie die Inngeister bei Vollmond ihr Unwesen treiben. Bestens besetzt sind auch Josef Gründl als Schiffsmeister, Roland Hofmeister als Bauernknecht und Bartl Strohmeier als Amtsverwalter. Christine Spirkl überzeugt als überaus zwielichtige und geldgierige, reiche Witwe, kurz als die „Sollingerin“ und gibt damit einen schönen Gegenpart zum Schiffsschreiber Leitl, der, herrlich heißblütig dargestellt von Georg Schmitt, versucht, seine kärglichen Einkünfte durch krumme Geschäfte aufzubessern. Besondere Erwähnung verdienen ohne jeden Zweifel auch die Waschfrau Res und ihre Tochter Rosl, alias Gerti Schwarze und Simone Manger. Beide leben ihre Rollen leidenschaftlich aus, zeigen ihr Theaterblut und etablieren sich im Stück als unverzichtbare Zugpferde.
Großes Lob und viel Beifall gab es am Ende für die ganze Mannschaft der Mettenheimer Volksbühne. Autorin, Schauspieler, Regie, Bühnenbild, Kostüme, Maske und Technik: Insgesamt eine glänzende Teamleistung, die vom Publikum des nahezu ausverkauften Saals begeistert honoriert und darüber hinaus noch vom Regionalfernsehen aufgezeichnet wurde.
Mühldorfer Anzeiger vom 20/21.10.2012
Theater feiert Jubiläum
Die Geschichte der Volksbühne Mettenheim beginnt im März 1937. Unter dem Namen „Volksbühne Mühldorf“ startete sie das Programm mit „Der Paternosterkramer von Ettal“ im damals wohl größten Saal, dem „Himmelsaal“. Nun wurde Jubiläum gefeiert.
Mettenheim – In den vergangenen 75 Jahren entwickelte sich die Truppe zu einem erfolgreichen Bühnenverein, welcher als Garant für heitere Stunden fest in der Region verwurzelt ist. Mit einem großen Festabend wurde der runde Geburtstag im großen Saal des Kulturhofes Mettenheim gefeiert.
Eingeleitet wurden die Feierlichkeiten mit einem Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche St. Michael, bei dem Diakon Manfred Scharnagl, selbst aktives Mitglied der Volksbühne, besonders warmherzige Worte fand. Auf diese Weise bestens eingestimmt, begab man sich zum Sektempfang in den Kulturhof, woraufhin die Vorsitzende Getraud Schwarze die Begrüßung vornahm. Besonders freute sie sich über das Kommen der drei Bürgermeister Stefan Schalk, Elfriede Prucker und Michael Mooshuber, der stellvertretenden Landrätin Eva Köhr, des Präsidenten des Verbandes Bayerischer Amateurtheater Horst Rankl, der Ortsvereine, Mitglieder und befreundeter Bühnen. In ihrer Jubiläumsansprache skizzierte sie den Werdegang der Volksbühne, der durch eine Diashow, präsentiert vom Zweiten Vorstand Josef Gründl, untermalt wurde. Besonders hervorgehoben wurden dabei der Zusammenhalt und das Durchhaltevermögen der Theatergemeinschaft. Immerhin wurde die Spielabfolge, abgesehen von dem Kriegsjahr 1945, noch nie unterbrochen.
Am 6.Januar 1975 gründete Toni Sabold, der nach dem Tod von Albert Rambold (1968) die Spielleitung übernommen hatte, die Volksbühne Mühldorf neu. Mit besonderer Freude überreichte Frau Schwarze sieben ehemaligen Gründungsmitgliedern einen gläsernen Ehrenpokal: Toni und Martha Sabold, Josefine Schwarze, Manfred Kobler, Richard Maier, Peter Ziegeleder und Sepp Stangl waren mitverantwortlich für die erfolgreiche Fortsetzung dieser Mühldorfer Theatertradition.
Gerade der Einsatz für die Erhaltung des traditionellen Mundarttheaters, so Eva Köhr, zeichne die Volksbühne aus, ebenfalls die Vielseitigkeit in der Auswahl der Stücke bis hin zu Klassikern, die, ins Bayerische übertragen, Theaterkultur verkörperten. Das stellte auch Bürgermeister Stefan Schalk fest, der darüber hinaus an den nicht immer leichten Weg der Volksbühne erinnerte, sich in der Gemeinde Mettenheim als voll akzeptierter Verein zu integrieren. Die erfolgreiche Umsetzung dieses Prozesses ist mit Sicherheit auch dem Ausbau des Kulturhofs zu verdanken, der seit 2007 neben seinem komfortablen Theatersaal auch ein eigenes Theaterstüberl für die Volksbühne bereithält, ihr somit endgültig eine neue Heimat bietet und sie dazu inspirierte, sich im Januar 2008 in „Volksbühne Mettenheim“ umzubenennen.
Höhepunkt war sicherlich das Kabarett-Programm des Liedermachers Horst Eberl, das den Abend höchst vergnüglich abrundete.
In erster Linie freut such die Volksbühne Mettenheim natürlich, ihr Jubeljahr zusammen mit ihrem Publikum zu feiern. Mit dem historischen Volksstück „In Gott´s Nam“, geschrieben von Spielleiterin Kerstin Angerer, ist das gleich sechsmal möglich: Premiere ist am 3. November um 20 Uhr.