Für leuchtende Kinderaugen sorgte die Jugendgruppe der Volksbühne Mettenheim, als sie jüngst mit der „kleinen Hexe“, einem bezaubernden Bühnenstück von Otfried Preußler, im Kulturhof Premiere feierte.
Von Martina Lamprecht
Mettenheim – Zehn Jungschauspieler der Mettenheimer Volksbühne zeigten bei ihrer Premiere Kindertheater auf hohem Niveau. Beachtliche Schauspielkunst in Mehrfachrollen, ein hübsch gestaltetes, wandelbares Bühnenbild, tolle Kostüme und Masken, bühnentechnische Spezialeffekte, jede Menge Zaubertricks und nicht zuletzt die witzige und ideenreiche Inszenierung der Geschichte zog kleine wie große Zuschauer unmittelbar ins Geschehen hinein und machte den Theaterbesuch zu einem besonderen Erlebnis.
Erstaunlich routiniert und textsicher meisterte Janina Herbst ihre Rolle als kleine Hexe, die erst 127 Jahre jung und damit noch „grünes Gemüse“ ist und sich ein ganzes Jahr auf ihre große Hexenprüfung vorbereitet hat, um am großen Hexentanz auf dem Blocksberg teilnehmen zu dürfen.
Zum Glück hat sie ihren fürsorglichen Freund, den Raben Abraxas an ihrer Seite – eine Paraderolle in diesem Stück, in der Nina Rußwurm über sich hinauswuchs und zum heimlichen Publikumsliebling avancierte. Abraxas unterstützt die kleine Hexe, auch wenn sie ab und an die Zauberformeln verwechselt und statt Wassertropfen Wäscheklammern oder weiße Mäuse regnen lässt.
In einer Rückschau erinnern sich beide noch einmal an die guten Hexentaten des Jahres: Etwa die Geschichte von den alten Holzweibern (Sophie Auer, Lena Hofmeister, Fenja Nothnick), denen die kleine Hexe zu Reisig verhalf, von dem Maronimann (Noah Hollstein), den sie vom Schnupfen befreite oder dem armen Blumenmädchen (Lena Hofmeister), das – Hokuspokus – magisch duftende Papierblumen verkaufte.
„Gut gehext“, denkt die kleine Hexe und ist sich sicher, den gestrengen, alten Hexen nun beweisen zu können, dass sie eine gute Hexe geworden ist. Wäre da nur nicht dieses gravierende Missverständnis, denn „Gutes tun“ verurteilen die großen Hexen auf das Schlimmste!
Vor dem Hexenrat – die herausragendste Szene des Schauspiels – kommt es zum Eklat: „Nur eine böse Hexe ist eine gute Hexe“, schimpfen die Oberhexe (Sophie Auer) und alle übrigen Feld- (Ole Nothnick), Sumpf- (Leon Schönfeld), Wald- (Lena Hofmeister), Knusper- (Noah Hollstein), Moor- (Fenja Nothnick), und Kräuterhexen (Adrian Moor). Allen voran die Wetterhexe Rumpumpel (Selina Gamvrilis), die auch noch Beweisfotos mitgebracht hat, um die kleine Hexe endgültig zu ächten. Doch das wird der kleinen Hexe zu viel. Kurzerhand hext sie in der Walpurgisnacht allen anderen Hexen das Hexen ab und verbrennt deren Besen und Hexenbücher.
Hexe gut – alles gut! Das Finale mündete schließlich im wohlverdienten und begeisterten Applaus für das ganze Theaterteam und einen rundum bezaubernden Nachmittag. LMM
Foto (2018ber_kleinehexe1.JPG): Schlüsselszene im Stück: Der Hexenrat verdammt die kleine Hexe (vorne), denn Hexen, die Gutes hexen, sind schlechte Hexen. Abraxas (rechts, sitzend) ahnt nichts Gutes… FOTO LMM